Nachhaltiges Bauen und Leben
Der Gebäudesektor in Deutschland verursacht einen erheblichen Anteil an den gesamten CO2-Emissionen. Diese entstehen nicht nur durch direkt durch den Betrieb von Gebäuden (Heizen, Warmwasserbereitung, Stromverbrauch), sondern fallen insbesondere auch schon bei vorgelagerten Prozessen, wie der Herstellung von Baustoffen oder auch dem Bau selbst an. So werden laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung rund 40 % der gesamtdeutschen Treibhausgas-Emissionen durch die Herstellung, Errichtung, Modernisierung, Nutzung und den Betrieb von Gebäuden verursacht. Damit trägt der Gebäudesektor deutlich zu den Klimaveränderungen bei. In Lüdenscheid kommt ein veralteter, zu großen Teilen sanierungsbedürftiger Gebäudebestand hinzu. Vielfach führen die alternde Bausubstanz, überholte Dämmstandards und Heiztechnik zu hohen Energieverbräuchen. Dies betrifft insb. die Wärmeversorgung, die innerhalb der Stadtgrenzen aktuell noch zu rund 90% von fossilen Wärmequellen (Gas und Öl) abhängt. Neben den klimatischen Auswirkungen haben die hohe Ressourcennutzung, die Flächeninanspruchnahme und zum Teil die Baustoffe selbst teils gravierende Folgen für die Umwelt und die Gesundheit.
Ziel ist es daher, Gebäude nachhaltiger zu bauen, Ressourcen zu schonen und langfristig ökologisch wertvolle Häuser zu schaffen. Dabei spielen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen eine Rolle. Wichtig ist, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu betrachten – von der Planung bis zum Rückbau.
Planung und Bauweise
Schon in der Planungsphase können die Weichen für Nachhaltigkeit gestellt werden:
- Gebäudeausrichtung und -form beeinflussen die Energieeffizienz. Durch die Gebäudeausrichtung zur Sonne und kompakte Bauweisen lassen sich Wärme- und Energieverluste optimieren und die Nutzung erneuerbarer Energien von Beginn an mit einplanen.
- Flächenschonung gelingt durch kompakte Neubaugebiete oder Innenverdichtung bestehender Siedlungsstrukturen.
Gesetzlich unterstützt werden diese Ziele unter anderem durch:
- § 1a Baugesetzbuch (BauGB), sog. Bodenschutzklausel: fordert einen nachhaltigen Umgang mit Boden und Landschaft.
- Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG): verlangt, Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild zu vermeiden und bei unvermeidbaren Eingriffen, Ausgleich zu schaffen.
Die Stadt Lüdenscheid denkt diese Themen bereits bei der Planung von Baugebieten im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung mit. Zudem trägt die städtische Grünsatzung dazu bei, dass bauliche Eingriffe in ökologisch verträglicher Weise erfolgen und schafft somit direkt vor Ort einen Ausgleich, z.B. durch den Einsatz von Dach- und Fassadenbegrünung und den Verzicht auf unnötige Versiegelungen (wie Schottergärten).
Baustoffe
Ökologisch nachhaltiges Bauen optimiert den Einsatz von Ressourcen und Energie und nimmt schon zu Beginn der Bauphase Bauteile und Produkte bzw. deren Herstellung / Transport unter die Lupe. Ziel dabei ist die Minderung der Energie, die für die Gewinnung von Materialien, der Herstellung von Bauteilen, dem Transport zur Baustelle und der Montage eingesetzt wird, sog. graue Energie. Oftmals übersteigt der Anteil der grauen Energie den gesamten Energieverbrauch zum Betrieb des Gebäudes (z.B. Heizenergie) über dessen Lebenszyklus. So ist beispielsweise die Herstellung von Zement und Beton mit hohen CO2-Emissionen verbunden.
Um zu gewährleisten, dass schon während der Produktion möglichst wenig natürliche Ressourcen belastet werden, ist unter anderem der Einsatz ökologisch nachhaltiger Baustoffe zu empfehlen. Hierzu zählen z. B. Gebäudekonstruktionen aus Holz oder Wärmedämmungen aus natürlichen Fasern und Wolle, deren Rohstoffe aus nachhaltigem Anbau stammen. Diese können bei einem eventuellen Rückbau später dem Verwertungskreislauf zugeführt und bestenfalls wiederverwendet werden.
Auch der Innenbereich sollte nachhaltigen Kriterien entsprechen und die Gesundheit der Bewohner*innen in den Fokus nehmen. Baustoffe, die Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe und flüchtige organische Verbindungen (VOC) beinhalten, haben im Wohnbereich, Schlafzimmer und Kinderzimmer nichts zu suchen.
Energieversorgung
Im Neubau sind energieeffiziente Wärme- und Stromversorgung heutzutage Standard. Der Einsatz beispielsweise von Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaikanlagen spart nicht nur CO2, sondern lohnt sich mittel- und langfristig auch in finanzieller Hinsicht.
Doch auch in Bestandsgebäuden schlummern oft hohe Einsparpotenziale, insbesondere dann, wenn bei anstehenden Sanierungen die Gebäudehülle (Dämmung, Fenster, Dach) erneuert und der in die Jahre gekommene Öl- oder Gaskessel durch energiesparende Heiztechnik ersetzt wird. Solche (klimaschützenden) Maßnahmen sind zwar kurzfristig häufig mit hohen Investitionen verbunden, schonen aber mittel- und langfristig den eigenen Geldbeutel und minimieren die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die starken Preisschwankungen unterliegen und künftig u.a. durch den CO2 tendenziell teurer werden. In vielen Fällen stehen zudem umfangreiche Fördermittel (z.B. über die KfW) zur Verfügung, die die Investitionskosten teils deutlich senken können.
Die Stadt Lüdenscheid hat mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und dem Klimapaket mit Schwerpunkten im Bereich der Baustandards (Passivhausbau, nachhaltige Baustoffe, PV-Nutzung) und der Biodiversität den Weg bereitet für ein Umdenken im Gebäudesektor und möchte zukünftigen Bauherr*innen die Vorteile nachhaltigen und energieeffizienten Bauens näherbringen.
Aspekte des nachhaltigen Bauens auf einen Blick
- Lage, Anordnung, Grundriss und Ausrichtung von Gebäuden
- Ressourcen- und energiesparende Baumaterialien
- Hochenergieeffiziente Baustandards (Passivhaus, KfW 40)
- Nutzung regenerativer Energiequellen (z.B. Wärmepumpen)
- Einsatz energiesparender Technik
- Klima- und naturfreundliche Gestaltung der Außengelände und der Gebäudehülle (keine Schottergärten, Dach- und Fassadenbegrünung, wasserdurchlässige Bodenbeläge)
Netzwerke / Partnerschaften
Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen helfen Netzwerke und internationale Partnerschaften um die Zielerreichung zu fördern. Dies ist gerade im Gebäudesektor enorm wichtig. Je mehr Multiplikatoren (Architekt*innen, Planer*innen, Baufachleute, Bau- und Immobilienwirtschaft) ein gemeinsames Verständnis der drängendsten Herausforderungen im nachhaltigen Bauen erhalten und unterschiedliche Akteure in einen Austausch treten umso schneller und effektiver können nachhaltige Lösungen Wirklichkeit werden.