Stadtplanung in Lüdenscheid

Modell zur zukünftigen demografischen Entwicklung

Im Rahmen der Arbeit am Demografiekonzept hat es sich bewährt, eigenständige Modellbetrachtungen zur demografischen Entwicklung realisieren zu können. Entsprechende Bevölkerungsmodelle werden hierbei nicht als festgeschriebene Prognosen verstanden, sondern als Option mögliche Trends transparent zu machen, um diese hinsichtlich von Stadtentwicklung, Fachplanungen und Investitionen zu reflektieren.

Dabei ist es aber unbedingt notwendig die Modelle ständig hinsichtlich der Realentwicklung kritisch zu hinterfragen. Die derzeit aktuellste Prognose von IT-NRW ist in diesem Sinne nicht geeignet, da bereits die Prognoseaussagen zum Jahr 2015 nicht unerheblich von der Realentwicklung abweichen. Es handelt sich hierbei lediglich um eine einfache Trendfortschreibung ohne Entwicklungsreflektion. Die Annahme, dass sich vergangene Entwicklungen bis zum Prognosehorizont im Jahr 2030 fortlaufend wiederholen erscheint z.B. für die vorgesehene Verwendung im Entwurf zum Landesentwicklungsplan als Planungsgrundlage nicht plausibel.

Die Stabsstelle Demografie und Sozialplanung nutzt die Anwendung Demosim der Statmath GmbH für die Darstellung von Modellen zur Bevölkerungsentwicklung. Mit Demosim, dass im Rahmen der Regionale 2013 um eine Anwendungsoption für Kommunen erweitert wurde, ist es möglich verschiedene Entwicklungsszenarien aufzuzeigen und abzuwägen. Es ist hier sowohl möglich auf der Datenbasis der amtlichen Einwohnerzahlen von IT.NRW als auch auf der Basis von Daten aus dem Meldewesen zu arbeiten.

Altersstrukturentwicklung 2010 - 2040

Seit 2010 ist die Altersstruktur relativ stabil geblieben. Für die Zukunft ist davon auszugehen, dass immer weniger Menschen in der mittleren Generation einem fast gleichbleibenden Anteil an Jugendlichen und einem stark ansteigenden Anteil an Senioren*innen gegenübersteht. Dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass in der gleichen Zeit die Bevölkerung sinken wird.Der Anteil der Kinder und Jugendlichen ist von 16,9% (31.12.2010) auf 16,4% (31.12.2020) gesunken. Die Zahl ging von 12.783 um 635 auf 12.148 Kinder und Jugendliche zurück. In der mittleren Generation ging die Zahl von 46.946 (62,1%) um 1.382 auf 45.564 (61,6%) Personen zum 31.12.2020 zurück, während die Anzahl der Personen im gleichen Zeitraum über 65 Jahre von 15.903 (21,0%) auf 16.200 (21,9%) zunahm.Die Prognose geht bis Ende 2040 bei der mittleren Generation von einem Bevölkerungsverlust von 7.829 auf 37.735 Personen aus. Bei den Kindern und Jugendlichen wird von einem Verlust von 987 auf 11.161 Personen ausgegangen. Die Zahl der über 65-jährigen wird nach der aktuellen Prognose in dieser Zeit um 4.506 auf 20.706 Personen steigen.

Bevölkerungsentwicklung 1980 - 2040

Es lassen sich vier Phasen der Bevölkerungsentwicklung seit 1980 identifizieren. Es beginnt mit einem leichten Bevölkerungsrückgang von 74.578 (1980) um 1.286 auf 73.292 Einwohner*innen 1985. Darauf folgt ein rasanter Anstieg um 8.641 auf 81.933 Einwohner*innen bis 1996. Seitdem sinkt die Bevölkerung kontinuierlich, mit Ausnahme der Jahre 2014/15. Die aktuelle Prognose der statmath GmbH (Demosim) geht von einer Weiterführung des Abwärtstrends aus. Bis 2030 sinkt die Bevölkerung auf etwa 72.122 Einwohner*innen, bis 2040 wird ein weiterer Bevölkerungsverlust auf etwa 69.603 Einwohner*innen erwartet.Die Bevölkerungsentwicklung ist von vier Faktoren abhängig: Geburten, Sterbefälle, Zuwanderung, Fortwanderung. Seit 1980 wurde nur in den Jahren 1990 und 1991 ein leichter Geburtenüberschuss von 47 bzw. 3 Personen verzeichnet. Deutliche Bevölkerungsgewinne wurden in dieser Zeit nur durch Zuwanderung erzielt. Dies sieht man aktuell eindrucksvoll am plötzlichen Anstieg der Bevölkerung zwischen 2021 und 2022, die unter anderem durch die Fluchtmigration als Folge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine erklärt werden kann. Auch für die Zukunft wird erwartet, dass die Geburten unter der Zahl der Sterbefälle liegen. Die Prognose geht von leichten Wanderungsgewinnen in den Altersgruppen 0 bis 17 Jahren sowie 25 bis 29 Jahren aus; in den anderen Altersgruppen wird von einem Wanderungsverlust ausgegangen.