Veranstaltungskalender für Lüdenscheid

Die im Veranstaltungskalender enthaltenen Events werden von den Veranstaltern eingetragen. Die Stadt Lüdenscheid kann für die Richtigkeit der Eintragungen nicht garantieren. Bei Fragen sprechen Sie bitte die Veranstalter direkt an.

Möchten Sie eine eigene Veranstaltung anmelden? Klicken Sie bitte hier.

Die Stadt Lüdenscheid zeichnet Veranstaltungen mit dem Label “Green Event Lüdenscheid” aus, die bei der Planung und Durchführung nachhaltige und klimafreundliche Aspekte berücksichtigen.

ANDORRA (14+)

Burghofbühne Dinslaken

Regie: David Schnaegelberger
Besetzung: Markus Penne,
Anna Marzinzik, Arno Kempf
Schauspiel von Max Frisch

Reihe: JUGENDTHEATER II

„Ich bin nicht schuld, dass es so gekommen ist.“

Eigentlich hat keiner der Bewohner*innen von Andorra etwas gegen Andri, den Pflegesohn des Lehrers. Er sei nur einfach anders, weil er ja „Jud“ ist. Deswegen habe er ein gutes Händchen fürs Geld, und Feigheit liege ihm im Blut. So sei das bei den Juden. Er sei auch, sagen andere, geil und ohne Gefühl.
Und Andri beginnt es zu glauben. Er versteht, dass für ihn andere Regeln gelten und alles immer ein bisschen schwieriger ist. Schließlich ist er ja „Jud“. Aber Gefühle hat er doch. Er liebt nämlich Barblin, die Tochter des Lehrers und möchte sie heiraten. Doch der Lehrer verbietet es ihm.

Nach all den Jahren der Lüge muss nun endlich die Wahrheit ans Licht: Der Lehrer ist Andris leiblicher Vater, die beiden Liebenden sind demnach Halbgeschwister, und Andri ist keineswegs Jude. Doch niemand scheint es hören zu wollen.
Angst und Unsicherheit machen sich breit.
Über Nacht wird Andorra von den „Schwarzen“ angegriffen. Sie verkünden: Alle, die keine Juden sind, haben nichts zu befürchten. Andri, der ja keiner ist, will jetzt aber einer sein. Sein ganzes Leben lang hat er sich Zuschreibungen und Zurückweisungen anhören müssen und plötzlich ist er so, wie sie es immer gesagt haben. Eine Judenschau soll ans Licht bringen, wer einer ist. Und natürlich finden sie ihren Juden…

Regisseur David Schnaegelberger kommt im Zusammenhang mit der Inszenierung auf ein Max-Frisch-Zitat zu sprechen: „Jeder Mensch erfindet sich irgendwann eine Geschichte, die er für sein Leben hält.“ Der Satz stammt aus dem Roman Mein Name sei Gantenbein und berührt eines der zentralen Motive im Schaffen des Schweizer Autors, das Thema von Selbst- und Fremdbild, das er ausgehend von dem biblischen Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“ an unterschiedlichen Stellen in seinem Werk thematisiert. Auch für Schnaegelbergers Andorra-Inszenierung ist dieser Gedanke zentral. Er fährt in eigenen Worten fort: „Erfindet er diese Geschichte nicht selbst, so schreiben andere seine Geschichte für ihn. Sie mag durchaus nicht wahr sein – in der Welt ist sie dennoch. Jede und jeder von uns ist abhängig von den Blicken der Anderen; wie sie uns lesen und gleichzeitig auch schreiben, bringt uns in Bedrängnis, in Missverständnisse und Not.“

Max Frischs Parabel über Alltagsrassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus zeigt eindrücklich, wie eine Gesellschaft sich in Angst verliert und die Ausgrenzung des vermeintlich Fremden immer mehr zunimmt. Ein zeitloses Stück, das uns vor Augen führt, wie menschenverachtende Mechanismen funktionieren, in denen aber alle Beteiligten der festen Überzeugung sind: „Ich bin nicht schuld, dass es so gekommen ist.“

Termine

  • 07.11.25 11:00 Uhr