Die Fotografien von Henk Kosche zeigen eine Stadt, Halle an der Saale, kurz vor dem Mauerfall. Es ist der Blick auf den konkreten Lebensraum einer Stadtgesellschaft, der in kürzester Zeit, jenseits kontinuierlicher zeitdynamischer Prozesse, einschneidende Veränderungen erfuhr:
„Halle an der Saale, mein Studienort ein paar Jahre vor dem noch undenkbaren Mauerfall, hatte einen ganz besonderen Charme. Die Beschaffenheit der Gebäude und die Verfassung der Menschen in dieser Stadt hatten von außen betrachtet etwas gemeinsam, und ich versuchte, diesen Eindruck auf Film festzuhalten.
Was in den folgenden Jahren mit der Stadt, dem Land und den Menschen geschehen würde, war zum Zeitpunkt der Aufnahmen völlig unvorhersehbar. Auf den Fotos kann man ein letztes Mal die Atmosphäre jener Jahre erleben, bevor der Marlboro-Mann und die geschwungene Typografie eines Softdrink-Produzenten die Herrschaft über das Stadtbild übernahmen.“
Henk Kosche (Jahrgang 1966) studierte an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle. Als Diplom-Designer arbeitete er für verschiedene Bereiche der Siemens Designabteilung in München. 1993 wechselte er zum Unternehmen ERCO und ist dort seit 2004 Leiter der Gruppe Design.
Die Dortmunderin Anneliese Kretschmer (1903-1987) gehört zu den bedeutenden deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Ausgehende von den charakteristischen künstlerischen Entwicklungen der Weimarer Republik - der Neuen Sachlichkeit und des Bauhaus - erarbeitete sich Kretschmer mit ihrem bildnerischen Werk eine eigenständige Position. Die Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen würdigt die Arbeit dieser Fotografin und zeichnet ihre künstlerische Entwicklung in vier Kapiteln nach.
Beide fotografischen Positionen sind Thema des Rundgangs am Sonntag.
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Die Führungsgebühr beträgt 3 Euro.
Lüdenscheid, 13. August 2025