Heinz Wever
Heinz Wever

In den Lüdenscheider Nachrichten erschien am 31. Dezember 1960 anlässlich des 70. Geburtstages  von Heinz Wever (1890-1966) eine Würdigung. Im Untertitel wurde er als „Künder der Heimat“ bezeichnet, letztlich – ob gewollt oder nicht – auf das Format eines provinziellen Heimatkünstlers reduziert.

Wever war aber nach Aufnahme des Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie 1911 – dann zerrissen von zwei Weltkriegen – im Jahr 1960 bereits nahezu 50 Jahre als freischaffender Kunstmaler und Gebrauchsgrafiker mit der Spezialisierung auf Illustration, Propaganda und Porträt tätig gewesen. Ein Vierteljahrhundert hatte er am Rhein, in New York und Berlin gelebt und gearbeitet, nicht aber als Heimatkünstler in Herscheid. Diese Feststellung ist 50 Jahre nach seinem Tode 1966 mehr als Anlass genug, der Biografie und dem Gesamtwerk nachzuspüren.

Ausstellung und Begleitband präsentieren einen neuen, einen anderen Wever. Er war, wie sein Blick auf dem Ausstellungsplakat es nahe legt, ein genauer Beobachter von Menschen, Industrie und politischen Verhältnissen in Deutschland, Europa, Afrika, den USA und Südwestfalen im Wandel der Jahrzehnte. Es war der tiefgreifende Wandel der politischen Systeme in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der seinen Lebensweg prägen und wiederholt verändern sollte.

Präsentiert in der Städtischen Galerie und im Geschichtsmuseum bzw. aufgearbeitet in dem reichhaltig bebilderten Begleitband zur Ausstellung werden

  • das Frühwerk, das der junge Student in den 1910er Jahren in Düsseldorf als Meisterschüler Eduard von Gebhardts im Umfeld und unter dem Einfluss der sich damals im Aufbruch befindlichen zeitgenössischen Moderne schuf
  • seine Beiträge zu der Großen Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen (GeSoLei) 1926 in Düsseldorf, einer von Millionen besuchten demokratischen Leistungsschau, bei der seine Begabung als zuspitzender Illustrator und Porträtist deutlich hervortrat
  • seine Reisegrafik und Beispiele seines Werkes während des USA-Aufenthaltes
  • die Berliner Jahre 1930 bis 1936, in denen der ehemalige Weltkriegsteilnehmer als Gebrauchsgrafiker für Zeitschriften tätig wurde und Plakatentwürfe für den Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten, später für das Reichsluftfahrtministerium schuf
  • der geniale Netzwerker, der sich nach seiner Rückkehr 1936 ins Sauerland durch seine Mitgliedschaft in der Lüdenscheider Hotop-Riege, einem exklusiven Männerfreundeskreis, beste Verbindungen erschloss
  • der Chronist vergangener südwestfälisch-märkischer Industriekultur. Er schuf im Auftrag zahlreicher Industriebetriebe mehrere Hunderte Aquarelle von Angestellten, Arbeiterinnen und Arbeitern an deren Arbeitsplätzen. Der Höhepunkt seines diesbezüglichen Werkes fällt zusammen mit der Durchsetzung der Sozialen Marktwirtschaft und der besonderen Wertschätzung der Arbeitnehmer in der frühen BRD. Im Nachhinein ist durch den Umfang und die Qualität dieser Werkgruppe ein einzigartiges Dokument ehemaliger regionaler Industriekultur entstanden.

Veranstaltungen:

Öffentliche Führungen

Jeden Sonntag sind Sie um 15.00 Uhr herzlich eingeladen, in den Räumen der Städtischen Galerie und des Geschichtsmuseums an den öffentlichen Führungen durch die Ausstellung teil zu nehmen.?Da im Vorfeld der Produktion ein interdisziplinärer Zugang gewählt wurde, eröffnen sich bei den Führungen thematische Varianten.

 

18. September 2016, 18.00 Uhr

Dr. Sibylle Ehringhaus, Berlin

Heinz Wever und die anderen: Künstler in Berlin um 1933

Seit drei Jahren lebte Wever in Berlin, als Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und damit das Ende der Weimarer Republik besiegelt wurde. Nach dem Amerikaaufenthalt hatte er sich in der Reichshauptstadt in Zeitschriften und auf Litfaßsäulen als Grafiker publik gemacht. Erfolgreich etablierte er sich danach durch Heirat und Wohnung im feinen Berliner Westen, nahe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.?Wen mag er da getroffen haben? Wie erging es Künstlern am selben Ort zur selben Zeit?

 

 

Mit freundlicher Unterstützung durch ...
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