Auf dem Alten evangelischen Friedhof an der Mathildenstraße befinden sich mehrere für die Familiengeschichten Lüdenscheids wichtige Grabdenkmäler.Das Eindruckvollste dieser Grabdenkmäler ist das Mausoleum der Familie Selve, welches um 1909 errichtet wurde. Dieses Mausoleum wurde sehr ahrscheinlich Herrn Gustav Selve gewidmet, einem Mann, der zu Lebzeiten zu den 20 reichsten Personen des damaligen Kaiserreiches gehört haben soll.

Es wurde im vom Neubarock beeinflussten Jugendstil als Zentralbau mit lebhafter Kolossalgliederung errichtet. Das Innere dieses Mausoleums ist gewölbt, mit einer hervorragenden Farbverglasung, einem Mosaikfußboden und mit Marmorbüsten ausgestattet, von denen eine "P. Borsani" gekennzeichnet ist. Die Kupferhaube des plastisch durchgeformten Baukörpers stellt einen Bezugspunkt auf dem gesamten Friedhof dar.

Eine der marmornen Porträtbüsten in dem Selve Mausoleum stammt von Luigi Calderini, einem berühmten Maler und Bildhauer um die Jahrhundertwende, der auch den Selve- Brunnen vor dem ehem. Amtshaus am Sauerfeld (Baudenkmal, Laufende Nr. 149) schuf. Durch die Bekanntschaft mit Fritz Selve, der aus dem Versetal stammte, kam der Italiener in die Bergstadt.

Das Mausoleum erinnert an eine Unternehmerfamilie aus dem Versetal, die in der Gründerzeit durch intensive Nutzung der damaligen industriellen Entwicklung innerhalb kürzester Zeit zu einer der reichsten Familien des damaligen Kaiserreiches aufstieg. Auch machte sich die Familie Selve durch Stiftungen in Lüdenscheid einen großen Namen, unter anderem an dem Sanatorium in Hellersen. Das Mausoleum Selve wurde am 06.07.1988 unter der Laufenden Nr. 79 in die Denkmalliste eingetragen.

Im April 1988 wurde von der Erbengemeinschaft diese Eintragung beantragt. Im Juli 1987 wurde das Mausoleum durch Zerstörung stark beschädigt. Umgestürzte Säulen, zerbrochene Marmorbüsten und Gesteinsbrocken, ein großer Schaden der angerichtet wurde. Darauf hin wurde das unter Denkmalschutz gestellte Grabmal wieder in Stand gesetzt.

Es  wurden Steinmetzarbeiten durchgeführt, die Bundglasfenster wurden sorgfältig restauriert, wieder eingesetzt und mit einer Schutzverglasung versehen. Die zerstörte Marmorbüste des italienischen Künstlers wurde restauriert und der Zugang zum Grabmal so gesichert, dass kein Unbefugter mehr eindringen kann.

So stellt das Mausoleum auch heute noch einen imposanten Anziehungspunkt auf dem alten ev. Friedhof an der Mathildenstraße dar.