Tragfähigkeit auf dem Prüfstand

A45: Ergebnisse für Talbrücke Rahmede erst in einigen Tagen

Statiker untersuchen die Tragfähigkeit der Tragekonstruktion für die Fahnrbahnplatte der Talbrücke Rahmede.
Statiker untersuchen die Tragfähigkeit der Tragekonstruktion für die Fahnrbahnplatte der Talbrücke Rahmede. Foto: Autobahn Westfalen

Die A45 bleibt zwischen den Anschlussstellen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord auf unbestimmte Zeit voll gesperrt. Der Grund: Die Talbrücke Rahmede weist an einer tragenden Stelle Beschädigungen auf. Jetzt muss die Tragfähigkeit des gesamten Bauwerks überprüft werden. Mit aussagekräftigen Ergebnissen sei "frühestens Mitte nächster Woche" zu rechnen, teilte die zuständige Autobahn GmbH am Freitagvormittag, 3. Dezember, in einer Videokonferenz mit, bei der auch Mitarbeiter der Stadt Lüdenscheid zugeschaltet waren.

Tags zuvor war die Talbrücke kontrolliert worden. Bei einem Laserscan habe sich herausgestellt, dass die Stahlkonstruktion, auf der die Fahrbahnplatte aufliegt, an einer Stelle Verformungen aufweist. Das könnte "die Tragfähigkeit der Brücke beeinflussen", erklärte Michael Neumann, Projektleiter bei Autobahn Westfalen. Zwar sei die Verformung am Donnerstag lediglich an einer Stahlwand festgestellt worden. Aber: Die Brücke wurde in den 1960er Jahren gebaut - wie damals üblich mit deutlich geringerer Materialstärke und einer Tragekonstruktion, die aus einem riesigen zusammenhängenden Stahlüberbau besteht.

Das Problem daran: "Schon eine geringe Schwächung in irgendeinem Bauteil" führe dazu, dass umgehend die gesamte Brücke aus Sicherheitsgründen gesperrt werden müsse, erklärte Winfried Neumann. "Das ist natürlich ein erheblicher Nachteil der Bauweise aus den 60er Jahren", so der Geschäftsführer der Ruhrberg-Ingenieure. Mittlerweile würden bei Talbrücken "getrennte, zweiteilige Überbauten und damit voneinander unabhängige Systeme" verwendet. Heißt: Wird auf einer Seite der Brücke ein Schaden festgestellt, kann die andere Seite weiterhin befahren werden.

Umfassende Kontrolle der gesamten Brücke

Die Autobahn GmbH sperrte die Talbrücke am Donnerstag umgehend ab und ordnete Vermessungen und Überprüfungen der Statik an. "Wir prüfen das Bauwerk nun in der gesamten Länge und im Detail, um einen Gesamtüberblick über das Schadensbild zu bekommen", sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek. Die Direktorin der Westfalen-Niederlassung der Autobahn GmbH sprach mit Blick auf die Vollsperrung der A45 von einem "Supergau für die Region und insbesondere für die anliegenden Städte". Frühestens Mitte der 49. Kalenderwoche könnten verlässliche Aussagen zum Zustand der Talbrücke und zur Dauer der Vollsperrung getroffen werden, so Sauerwein-Braksiek. Jetzt gehe die Sicherheit vor.

Foto: Autobahn Westfalen

Die zwischen 1965 und 1968 errichtete Talbrücke Rahmede sei über die Jahrzehnte zunehmend mehr Verkehr und Belastung ausgesetzt gewesen, erklärte Winfried Neumann. Von 1980 bis heute habe sich das Verkehrsaufkommen nahezu verdreifacht. Außerdem hätten sich das zulässige Gesamtgewicht für Lkw ebenso erhöht wie die Achslast. In Kombination mit den vielen Schwertransportern, die die Autobahn benutzen bedeute das für die Brücken eine enorme und steigende Belastung.

Prüfung der Brücke zuletzt 2017

Die Talbrücke Rahmende wurde laut Michael Neumann zuletzt 2017 geprüft. Damals seien keine gravierenden Mängel festgestellt worden. "Wir gehen davon aus, dass der Schaden an der Stahlwand in den vier Jahren bis heute entstanden sein muss", erklärt der Projektleiter von Autobahn Westfalen.

"Das ist eine sehr schwierige Situation für die gesamte Region, vor allem aber für alle Lüdenscheiderinnen und Lüdenscheider", sagte Bürgermeister Sebastian Wagemeyer. Dementsprechend wichtig sei die Zusammenarbeit und Abstimmung der unterschiedlichen Behörden.

Die Zeit der Talbrücke  läuft übrigens ab: Im Jahre 2026 sollen die Arbeiten für einen Neubau beginnen, der direkt neben dem aktuellen Bauwerk entstehen soll. Ein solches Verfahren wurde bereits bei der Errichtung der neuen Lennetalbrücke nördlich von Hagen angewendet.

Lüdenscheid, 03. Dezember 2021